„Die Hochschule Geisenheim University entwickelt sich zehn Jahre nach ihrer Gründung mit großen Schritten vorwärts – und das sieht man auch vor Ort auf dem Campusgelände: Mit dem Bau von gleich drei neuen Gebäuden feiern wir heute auf einem großen Baustellenfest einen Meilenstein der Campusentwicklung“, erklärten Ayse Asar, die Hessische Staatssekretärin für Wissenschaft und Kunst, und Hessens Finanzstaatssekretär Dr. Martin Worms. Beide waren heute stellvertretend für die Landesregierung in Geisenheim, um gemeinsam mit Hochschulpräsident Prof. Dr. Hans Reiner Schultz, dem Direktor des Landesbetriebs Bau und Immobilien Hessen (LBIH), Thomas Platte, und vielen weiteren Gästen zwei Richtfeste und einen Spatenstich zu begehen.
„Der Lehr- und Forschungsbetrieb der Hochschule Geisenheim University läuft sehr erfolgreich, was sich nicht zuletzt an den rasant gestiegenen Studierendenzahlen ablesen lässt. Diese schöne Nachricht bedeutet aber auch: neue Kapazitäten werden gebraucht“, so Staatssekretär Worms. „Mit den neuen Gebäuden werden diese Kapazitäten geschaffen und der Hochschulstandort bekommt die richtige Infrastruktur für eine vielversprechende Zukunft. Über HEUREKA, das Hochschulbauprogramm der Landesregierung, konnten wir insgesamt rund 65 Millionen Euro für die drei Neubauten bereitstellen. Mit dem seit 2008 laufenden Programm werden wir bis 2031 insgesamt über 100 Millionen Euro in die Infrastruktur der Hochschule Geisenheim University investieren. Ich bin überzeugt: Es sind sinnvolle Investitionen in eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung des Standorts und der hessischen Hochschullandschaft insgesamt. Viele Generationen von Studierenden und Forschenden werden noch davon profitieren.“
Neues Aushängeschild der Hochschule
Das neue Hörsaalgebäude wird unter anderem einen großen, flexibel nutzbaren Hörsaal und mehrere Seminarräume beherbergen. Mit seiner markanten Erscheinung am neuen Eingang zum Campus und am zukünftigen zentralen Campusplatz wird es ebenso ein Aushängeschild der Hochschule werden wie auch das neue Getränketechnologische Zentrum (GTZ). Auf einmalige Weise werden im GTZ praxisnahe Ausbildung, Lehre und Forschung verknüpft. Neben den Studierenden der Getränketechnologie finden in den Räumlichkeiten auch Studierende anderer Fachbereiche und – dank der Zusammenarbeit mit den Beruflichen Schulen Rheingau – auch Auszubildende beste Voraussetzungen für die einschlägige Lehr- und Forschungspraxis vor.
„Beton, kräftige Holzelemente und großformatige Glasscheiben machen das Hörsaalgebäude aus. Der zweigeschossige Baukörper wird von einer kräftigen Holz-Glasfassade geprägt, die das tragende Skelett umhüllt. Beim heutigen Baustellenfest lässt sich die spätere Gestalt des Gebäudes schon klar erkennen. Das gilt auch für das Getränketechnologische Zentrum. Grund zur Freude ist für unseren Betrieb, den zentralen Bau- und Immobiliendienstleiser des Landes, aber auch der Spatenstich für den Forschungsbau VITA, auf den wir heute schon einen Ausblick wagen können: Der regelmäßig gegliederte Baukörper wird einen rechteckigen Grundriss und ein etwa mittig liegendes Staffelgeschoss haben. Im Staffelgeschoss ist das Herzstück des Vorhabens – die sogenannte Ecotrone – untergebracht. Diese prototypischen Gewächshauseinheiten werden die Gestalt des Gebäudes wesentlich prägen. Allen drei Projekten wünsche ich einen weiterhin glücklichen, unfallfreien Verlauf“, sagte LBIH-Direktor Thomas Platte.
Forschungszentrum für eine nachhaltige Zukunft
Nach dem gemeinsamen Richtfest für das GTZ und das Hörsaalgebäude setzte Staatssekretärin Asar den Spatenstich für das Forschungszentrum für nachhaltigen und klimaangepassten Weinbau (Viticulture Adaptation Center for Sustainability and Climate Change, kurz: VITA). Es soll südlich vom GTZ und nördlich der Bahnlinie entstehen. In vier Forschungsgruppen werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hier untersuchen, wie sich der Klimawandel auf den Stoffwechsel der Pflanzen, auf Interaktionen zwischen Reben und assoziierten Organismen, auf Ökosystemfunktionen sowie auf Wasser- und Nährstoffflüsse im Weinberg auswirkt. Mit diesem Wissen wollen sie Produkte auf pflanzlicher oder mikrobieller Basis entwickeln, die die Pflanzen- und Bodengesundheit verbessern und Reben widerstandsfähiger machen.
„Der Spatenstich für das Forschungszentrum für nachhaltigen und klimanagepassten Weinbau stärkt nachhaltig die Forschung an der Hochschule Geisenheim und wird einen wichtigen Beitrag für den Weinbau der Zukunft leisten. Angesichts der Tatsache, dass wir ohne die Wissenschaft die großen Herausforderungen unserer Zeit nicht lösen können, ist dies ein Meilenstein in der Entwicklung der Hochschule“, so Staatssekretärin Ayse Asar. „Die globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Nachhaltigkeitsziele und Biodiversitätsverlust beeinflussen die Produktion von Sonderkulturen, insbesondere auch den Weinbau. Das Forschungszentrum für nachhaltigen und klimaangepassten Weinbau wird eine weltweit einzigartige Infrastruktur bieten, um den Einfluss des Klimawandels auf Pflanzen, Biodiversität und ökologische Zusammenhänge im Weinbau zu analysieren. Ziel ist es, nachhaltige Produkte zur Verbesserung von Pflanzen- und Bodengesundheit sowie zur Stärkung der Reben gegenüber klimatischen Stressfaktoren zu entwickeln. Der Klimawandel hat schon jetzt Auswirkungen auf die Weinproduktion – durch extreme Wetterbedingungen, Krankheiten oder den Anstieg der Temperaturen. Im neuen Forschungszentrum werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an innovativen Lösungen arbeiten, um den Weinbau nachhaltig und klimaangepasst zu gestalten. Dabei ist die interdisziplinäre Herangehensweise zentral. Die erstmalige Förderempfehlung eines Forschungsbaus an einer Hochschule besonderen Typs durch den Wissenschaftsrat in einem deutschlandweit sehr kompetitiven Verfahren macht uns stolz – und zeigt die herausragende Forschungsexzellenz der Hochschule Geisenheim im Bereich des Wein- und Gartenbaus.“
Übergabe des Neubaus ist für 2026 geplant
Die Baukosten des VITA-Zentrums von über 30 Millionen Euro werden auf Basis der Entscheidung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz jeweils zur Hälfte vom Bund und vom Land Hessen getragen werden. Das Forschungszentrum mit Büros, Laboren und Infrastrukturen für die Pflanzenaufzucht bietet Platz für 25 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der vier Forschungsgruppen. Herzstück werden die Phytotrone und Ecotrone sein – Klimakammern, in denen natürliche Umweltbedingungen für pflanzenphysiologische und pflanzenökologische Versuche simuliert werden. Hier können die Forschenden zum Beispiel die Beleuchtungsstärke, Temperatur und Luftfeuchtigkeit regulieren und so herausfinden, wie Reben auf das voraussichtliche Klima der Zukunft reagieren. Die Übergabe des Neubaus ist für 2026 geplant.
„Die baulichen Veränderungen am Campus spiegeln die positive Entwicklung unserer Studien- und Forschungsbereiche seit Hochschulgründung vor einem Jahrzehnt wider: Mit dem Hörsaalgebäude schaffen wir modernen Raum für unsere gewachsene Studierendenschaft, das neue Getränketechnologische Zentrum ermöglicht uns, Nachwuchsfachkräfte in diesem Bereich auch künftig auf dem aktuellen Stand der Technologie auszubilden. Ebenso verbessern wir mit dem Praktikumsgebäude Lebensmittelsicherheit und dem Neubau Logistik und Nachhaltigkeit die Ausstattung unserer jüngsten Studien- und Forschungsbereiche“, so Hochschulpräsident Prof. Dr. Hans Reiner Schultz. „Das VITA-Gebäude wird uns die Möglichkeit eröffnen, die Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinbau noch genauer zu untersuchen und mit innovativen Methoden nachhaltige Anpassungsstrategien zu entwickeln. Unsere Freiland- und Gewächshausflächen sowie unsere bereits existierenden und entstehenden Reallabore geben uns die einzigartige Chance, diese Strategien zu skalieren und somit zukunftsorientierte Lösungen für die weinbauliche Praxis zu erarbeiten.“